Inhalte statt Hardware

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Inhalte statt Hardware, Teil 3

Rasante Entwicklung: Apple, Google und Microsoft

Microsofts Vernetzungsvision

Jüngst stellte Microsoft seine Smart-Glass-App, eine universelle Softwarelösung vor, mit der Sie etwa die Filmwiedergabe von der Konsole ohne Unterbrechung auf das Smartphone oder Tablet verlagern können. Zudem ist es möglich, Zusatzinhalte zu Filmen oder Sportsendungen auf dem Tablet anzuzeigen und selbst die Videospielkonsole Xbox 360 ist in der Lage, Informationen auf den Zweitbildschirm auszulagern.
 
Letztlich kann z. B. ein Mauszeiger über den berührungsempfindlichen Bildschirm des Smartphones gesteuert werden oder einzelne Anzeigen wandern vom Fernsehbildschirm auf das Tablet, um das Spielgeschehen glaubhafter zu gestalten.
 
Den vollständigen Funktionsumfang erhalten Sie aber nur auf Smartphones und Tablets mit Windows-Betriebssystem, auf iOS- und Android-Geräten müssen Sie etwa auf das Videostreaming von Spielen verzichten. Microsofts eigenes Tablet präsentiert sich indes mit der ansteckbarer Tastatur als Tablet-Ultrabook-Hybrid und will nicht nur im Wohnzimmer, sondern auch unterwegs die grenzenlose Unterhaltung bieten.

Im Auge der Kamera

Kameras spielen eine immer zentralere Rolle im Wohnraum und speziell Microsoft macht mit dem Modell Kinect längst die Ganzkörpererkennung salonfähig, um Videospiele per Bewegung zu steuern. Sony setzt aktuell in einigen TVs auf eine Gesichtserkennung, damit sich der Fernseher abschaltet, wenn sich niemand davor befindet.
 
 
In den Topmodellen von Samsungs LED-LCDs geht der kamerabezogene Funktionsumfang sogar noch einen Schritt weiter und der Zuschauer wird umgehend von seinem personalisierten Benutzerkonto begrüßt und kann per Gesten das Programm umschalten.
 
 
Microsoft arbeitet indes bereits an einer verbesserten Kinect-Kamera, um einzelne Finger und Gesichtszüge präzise zu erfassen und diese in Eingabekommandos umwandeln zu können – das Fernsehen der Zukunft wird somit hochemotional.

Dezentrale Datenverwaltung

In Zukunft wird die Leistung der Hardware, also der Geräte, die physisch in Ihrem Wohnzimmer stehen, nur noch eine untergeordnete Rolle einnehmen, denn sowohl Filme als auch Spiele werden einfach per Stream übertragen. Bei Letzterem fällt so der immense Rechenaufwand weg und der Ausflug in komplexe dreidimensionale Spielwelten kann theoretisch sogar von einem günstigen kompakten Gerät realisiert werden. Demnach muss sich der Konsument in regelmäßigen Abständen keine neuen Konsolen oder Abspieler mehr zulegen. Diese Art der Datenübertragung ist schon heute Realität und etwa Samsung gab jüngst die Zusammenarbeit mit dem Videospielstreaming-Anbieter Gaikai bekannt. Der Service ist laut Hersteller ab der 7 000er Serie aus diesem Jahr nutzbar (eine schnelle Internetanbindung vorausgesetzt) und ein Controller kann direkt an den Fernseher angeschlossen werden.
 
In den USA ist derzeit eine Beta-Phase geplant, über einen Start des Services in Deutschland wurde noch nicht gesprochen. Sony machte in den vergangenen Wochen gleich Nägel mit Köpfen und kaufte Gaikai. Inwieweit dieser Umstand Auswirkungen auf die Kooperation mit Samsung haben wird, ist nicht bekannt. Ein weiterer Trend ist die Unabhängig des Videobildes vom Fernseher: Demnach spielt es keine Rolle mehr, ob Sie sich den ausgeliehenen Film zuhause auf dem großen Bildschirm oder unterwegs auf dem Smartphone anschauen. Nintendo will in diesem Segment eine Vorreiterrolle einnehmen und mit der Wii U einen Controller in Tablet-Form mit einem zweiten Bildschirm einführen. Der Clou: Der Minibildschirm kann als Ergänzung zum TV-Bild oder völlig eigenständig genutzt werden.
 
Microsoft schlägt mit der Softwarelösung Smart Glass einen ähnlichen Weg ein und bei Sony soll die portable PS Vita den flexiblen Kontakt zur Playstation 3 und deren obligatorischen Nachfolger aufnehmen. Einziges Problem: Nicht jeder Playstation-3-Besitzer verfügt über eine PS Vita, sodass Softwarehersteller mehrgleisig entwickeln müssen. Ähnliche Probleme ergeben sich bei der Smart-TV-App-Steuerung, denn mit iOS, Android und Windows stehen gleich drei Entwicklerplattformen bereit, die ihrerseits eigenständige App-Angebote vorweisen. Die Wahl des zukünftiges Fernsehers bestimmt somit nicht nur die Hardware, sondern vor allem die Software.

Mittendrin statt nur dabei

Momentan stecken wir inmitten einer rasanten Entwicklung, die vorrangig durch Apple, Google und Microsoft vorangetrieben wird. Wer letztlich das Rennen machen wird kann derzeit nicht gesagt werden, die Trends gehen insgesamt aber alle in eine ähnliche Richtung. Microsoft sticht aktuell besonders hervor, denn der Konzern kann bereits auf rund 67 Millionen Xbox-360-Konsolen in den Haushalten weltweit zurückgreifen und ist damit flächendeckend im Wohnzimmer angekommen. Die über Jahre vorangetriebene multimediale Ausrichtung scheint sich nun auszuzahlen.
 
Die klassischen TV-Hersteller befinden sich dagegen in einer Zwickmühle und müssen sich entscheiden, ob Sie sich auf die Fertigung von audiovisuell überzeugenden Fernsehern konzentrieren, oder beim Wettrennen um das digitale Wohnzimmer auch auf der multimedialen Seite mitmischen wollen. Ob die Display-Experten in puncto Funktionsumfang mit Softwarespezialisten wie Microsoft oder Apple mithalten können, ist langfristig gesehen mehr als fraglich, zumal viele TV-Hersteller derzeit ihr eigenes Süppchen kochen. An diesem Punkt könnte Apple den Markt der Flachbildfernseher ordentlich durcheinanderbringen und den etablierten Herstellern den Rang ablaufen.

Diese Smart-TV-Funktionen werden immer wichtiger

(Dennis Schirrmacher, ChristianTrozinski)

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