Kinofrequenz – Ästhetischer Kinolook

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Kinofrequenz – Ästhetischer Kinolook, Teil 2

Filme zeigen mehr als die Realität

Realismus pur

Wie oben schon als Beispiel genannt, versuchen viele Filme heute mehr Realismus zu erzeugen. Gäbe es dahingehend einen kassenwirksamen Trend, der auch noch langwierig anhielte, so würden bestimmt alle Filme bald auf 48 Hertz laufen. Doch momentan begnügen sich die Produzenten mit lebensnahen Kameratechniken, ohne das bestehende Kinoflair zu gefährden. Die weiterentwickelten Aufnahmetechnologien stehen ihnen dafür zur Seite.
 
Für seinen dystopischen Zukunftsfilm, „Children of Men“ (2006) benutzte Regisseur Alfonso Cuarón („Große Erwartungen“, „Harry Potter III“) zum Beispiel den unglaublich flexiblen „Two Axis Dolly“ von Doggicam Systems, um eine atemberaubende Actionsequenz zu drehen, die vier Minuten lang ohne Schnitt auskommt.
 
Dafür wurde die handliche Kamera so in ein Auto integriert, dass sie sich nahezu frei in dem engen Raum bewegen konnte. An einem Präzisionsdolly befestigt glitt sie auf einer Schiene seitwärts, während sich diese wiederum auf zwei Schienen vor und zurück bewegen konnte. Das frei drehbare Gelenk der Kamerabefestigung tat den Rest. Die Sitzlehnen waren zudem so präpariert, dass sie in Sekundenschnelle samt den Schauspielern wegzuklappen waren. Auf dem Dach saßen dann der Regisseur, der Kameramann, der Kamera-Assistent und der Operator für den Dolly, um die ganze Konstruktion zu steuern.
 
Der daraus entstehende Echtzeiteffekt begünstigt trotz der ruhigen Kameraführung den Dokumentarcharakter des Films, sodass sich der Betrachter wirklich als virtueller Mitfahrer fühlt. Je kleiner und flexibler also das Aufnahmeequipment ist, desto mehr Freiheiten bleiben auch den Filmschaffenden in der Perspektivwahl sowie bei den Schwenks.

Groß und sperrig

Im krassen Kontrast dazu griff Christopher Nolan („Memento“, „Batman Begins“, „Prestige“) für seinen neuen Film „The Dark Knight“ auf die sehr sperrige IMAX-Kameratechnologie zurück. Damit ist er der Erste, der solches Equipment für einen groß angelegten Big-Budget-Film nutzte. Momentan wurden vier Sequenzen bestätigt, die im riesigen 15/70-Filmformat gedreht worden sind. Doch den kreativen Köpfen hinter dem Projekt gefiel die Wirkung der Aufnahmen dermaßen gut, dass möglicherweise ein paar weitere IMAX-Sequenzen darin vorkommen.
 
In den speziell dafür ausgelegten Kinos wechselt das Bildformat während der Vorführung dann ins Größenverhältnis 1 : 1,43. Der Schwerpunkt liegt bei diesen Aufnahmen auf pompösen Darstellungen von Personen und Umgebungen, die selbst in normalen Kinos durch die hohe Auflösung beeindrucken. Für jenen dramatischen Effekt nahm Nolan die extreme Lautstärke und Unhandlichkeit der Ausrüstung in Kauf und verzichtete auf die Vorteile, die z. B. eine kleine Digitalkamera bietet. Die Kameraführung ist dementsprechend wesentlich vorsichtiger und es wird zumindest in den speziellen Sequenzen mehr mit Schnitten gearbeitet.
 

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