Quick and dirty oder Nice and smooth

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Schallplatten Digitalisieren

Die neuen Schlagwörter der Audiobranche sind Streaming und Mediaserver. Die Vokabeln der Hi-Fi-Enthusiasten sind Phono-Abtastsysteme, Phono-Preamp oder 180 Gramm Vinyl. Doch das Neue braucht Inhalte, das Alte kann sie liefern. Wir zeigen wie.

Eine Langspielschallplatte (LP) kann je nach Schnitt und Pressung bis zu 20 Minuten Spielzeit auf einer Seite bieten. Wer länger hören will, muss die Platte vom Plattenteller nehmen und umdrehen. Den absoluten Vinylliebhaber stört das nicht, weil es zum Ritual gehört. Auf der anderen Seite bedeutet jeder Abspielprozess einen geringfügigen Verschleiß an der Plattenrille und an der Abtastnadel.
 
Dies ist bei sauber justierten Systemen weniger ausgeprägt, findet aber doch statt. Ein Ansatz zur dauerhaften Konservierung Ihrer Schätze ist die Überspielung auf ein Medium, das keiner mechanischen Abnutzung unterliegt. Eine Festplatte in einem Medienserver oder Audioplayer, die über eine Back-up-Lösung vor Datenverlust geschützt ist, kann dieses leisten.
 
Dieses System ist für künftige Projekte erweiterbar, denn Ihre Aufnahmen werden je nach dem Grad der Sorgfalt, mit der sie erstellt wurden und der Qualität, mit der sie wiedergegeben werden, immer wieder gefallen. Ihr Abspielsystem können Sie nach Belieben ausbauen. Damit ist in erster Linie der D/A-Wandler gemeint.

Wir haben uns in diesem Workshop entschieden, Ihnen zwei mögliche Wege aufzuzeigen, wie Sie von der analogen Schallplatte auf die digitale Festplatte gelangen. Dabei bieten wir eine besonders ressourcenschonende Variante mit einem USB-Schallplattenspieler und eine aufwendigere, qualitativ anspruchsvollere Aufnahmevariante an. Beide Wege nutzen ein Freeware-Aufnahmeprogramm, um die Musik in Daten umzuwandeln bzw. zu bearbeiten. Für ein möglichst optimales Ergebnis sollten Schallplatten nur in einem sauberen Zustand digitalisiert werden.

Quick’n’Dirty

Wer nach einer einfachen und schnellen Variante sucht, um seine Schallplattensammlung zu digitalisieren, wird in unserer ersten Workshop-Variante fündig. Diese ist kostengünstig und zeitsparend, auch ohne Tonmeister-Studium zu verstehen, und bietet ein qualitativ gutes Ergebnis. An Arbeitsmaterialien benötigen Sie einen Mac-, Linux- oder Windows-Computer, einen USB-Schallplattenspieler sowie eine Abhörmöglichkeit etwa in Form aktiver Lautsprecher.
 
Für unseren Workshop haben wir uns für den Plattenspieler Omnitronic DD-2520 entschieden. Aufgrund seines Phonovorverstärkerausgangs, seiner USB-Schnittstelle und dem kostengünstigen Anschaffungspreis bietet er ein ideales Komplettpaket für diese Arbeit. Weitere nützliche Eigenschaften des direkt angetriebenen Plattenspielers sind unter anderem sein mitgeliefertes Tonabnehmersystem von Audio-Technica, ein einstellbares Anti-Skating und eine Geschwindigkeitsanpassung.
 
Die korrekte Einrichtung und Justierung des Tonarms sollte für einen Phonokenner einfach von der Hand gehen und wird für Einsteiger im Handbuch noch einmal ausführlich erläutert. Vor der Inbetriebnahme muss der Plattenspieler auf einer stabilen Unterlage positioniert sowie Plattenteller und Gummimatte aufgelegt werden. Nach der Installation der Staubschutzhaube wird das Tonabnehmersystem am Tonarm befestigt. Mit der Ausbalancierung des Tonarms und der Anti-Skating-Korrektur auf das Tonabnehmergewicht sind die wichtigsten Einstellungen getroffen und die USB-Verbindung zum Computer kann hergestellt werden.
 
Im Lieferumfang des Omnitronic befindet sich bereits die Sequenzer-Software Audacity, die für die Digitalisierung von Schallplatten benötigt wird. Die Installation ist unkompliziert und verlangt weder technischen Background noch zusätzliche Audiotreiber. Der Omnitronic DD-2520 wird direkt als USB-Eingabegerät sowohl vom Computer als auch Audacity erkannt. Die einzige Beschränkung während der Aufnahme ist seine festgesetzte Maximalauflösung von 16 Bit und 44,1 beziehungsweise 48 Kilohertz (kHz).
 
Wenn die Aufnahmen für eine CD-Audio bestimmt sind, entfällt somit zusätzliche Konvertierungsarbeit. Zum Abhören während der Aufnahme entschieden wir uns für die sogenannte Hinterbandkontrolle und griffen das Audiosignal nicht vom Plattenspieler, sondern vom Computer ab. Etwaige Fehleinstellungen und Probleme auf der Aufnahme werden so direkt erkannt. Abgehört wird am besten über ein aktives Lautsprecherpaar, das an den Line-Ausgang des Computers angeschlossen wird. Aber auch ein USB-Stereo-Lautsprecherset oder die Weitergabe an einen Stereo-Receiver mittels Klinken-zu-Cinch-Adapter sind möglich. Wie die mitgelieferte Software funktioniert und was man bei der Digitalisierung beachten muss, erfahren Sie im Abschnitt „Audacity erklärt“.

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