Politik umwirbt Jugendsender vor US-Wahlen

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Washington – Vor den US-Präsidentschaftswahlen sind die beiden großen US-Parteien der Demokraten und Republikaner bemüht ihre Parteikonvente in Jugendsendern unterzubringen.

Da die herkömmliche Berichterstattung über die Wahlveranstaltungen nur magere Quoten bringt, umwirbt die Politik Kabelsender wie MTV und Comedy Central, berichtet das Wall Street Journal (WSJ). So will die Politik zumindest kurz einen Moment der Aufmerksamkeit bei jungen Wählern erhaschen und nimmt dafür auch den beißenden Spott der politischen Satire in Kauf.
 
Demokraten und Republikaner veranstalten gemeinsam mit der Viacom-Tochter MTV einen Aufsatzwettbewerb für 18- bis 24-Jährige, dessen Gewinner auf beide Parteikonvente als Redner entsandt wird. MTV plant laut WSJ rund zehn Mitarbeiter zu jedem Konvent zu schicken, die täglich zwei vierminütige Berichte liefern sollen. Auch der MTV-Schwestersender Comedy Central widmet den Parteikonventen bei dieser Wahl Sendezeit. Die halbstündige Satire-Show „The Daily Show With Jon Stewart“ im Abendprogramm des Kabelsenders habe einen „erstaunlicher Grad“ an Kooperation von Vertretern beider Parteien erfahren, so das WSJ. Beide Parteien sind demnach der Auffassung, dass der Spott der politischen Satire hingenommen werden kann, solange die Seitenhiebe gleichmäßig auf beide Parteien verteilt sind.
 
Die Kooperation bestätigt den Trend der Politik ins Unterhaltungsprogramm. Nur 13 Prozent der US-Amerikaner geben laut Pew Research Center an, dass sie die Parteikonvente zum Großteil oder zur Gänze verfolgen. Da die Quoten schlecht sind, sind die großen Sender auch kaum geneigt Prime Time zur Verfügung zu stellen. Die Prime-Time-Berichterstattung über die Parteikonvente bei US-Präsidentschaftswahlen ist laut WSJ von 100 Stunden im Jahr 1976 auf nur noch 23 Stunden im Jahr 2000 gesunken. Ein Fünftel der jüngeren Wähler holen sich politische Informationen laut Pew Research Center aus dem Internet und Comedy-Shows. Arnold Schwarzenegger hat beispielsweise seine Kandidatur zum Recall des Gouverneurs von Kalifornien in der „Tonight“-Show von Jay Leno bekannt gegeben, was als strategisch kluger Wahlkampfauftakt gewertet wurde. Der Konvent der Demokratischen Partei findet vom 26. bis 29. Juli in Boston statt, die Republikaner folgen von 30. August bis 2. September in New York. (pte)[lf]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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