Die Rückkehr des Suchers

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Die Rückkehr des Suchers, Teil 2

Canon Legria HF G10

Der Bolide mit Profi-Ambitionen

Canons neues Flaggschiff ist schon ein ganz schönes Pfund Technik – auch wenn damit zunächst die veraltete Maßeinheit gemeint ist, denn mit fast 590 Gramm zählt der HF G10 nicht gerade zu den Leichtmatrosen. Etwas anderes erwartet man auch nicht, wenn man den Camcorder mit seinen Ausmaßen und dem bullig wirkenden Design vor sich hat. Diesen Eindruck vermittelt die HF G10 unter anderem aufgrund des mit 58 mm riesigen Objektivringdurchmessers. Die mit Abstand größte Optik im Vergleichstest kann daher auch mit einer sehr guten Anfangsblende von 1 : 1,8 glänzen, ist dafür im Weitwinkelbereich etwas limitiert (max. 30,4 mm KB).
 
Ein weiterer Größenvorteil: Canon kann dadurch einen 3,5-Zoll-Touchscreen (8,8 Zentimeter) anbieten, auf dem erfreulich große Bedienfelder platziert wurden. Würde die Touch-Oberfläche etwas weniger träge reagieren, wäre die Benutzerfreundlichkeit optimal. Zudem stört häufig die spiegelnde Oberfläche des Bildschirms – da bleibt oftmals nur der Ausweg über den elektronischen Sucher.

komplette Funktionspalette

Beim Scrollen per Wischgeste durch die Menüs kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Canon bietet hier wirklich die komplette Palette an Funktionen, die sich ein Semiprofi bei der täglichen Arbeit wünscht. Alle Ausstattungsdetails der Kamera sind bis ins letzte Detail konfigurierbar. Am besten gefiel uns dabei die Vielfalt des Fokusringes. Bei diesem können Empfindlichkeit, Hauptdrehrichtung und Funktion eingestellt werden. Praktisch sind außerdem die frei mit Funktionen belegbaren Tasten an Screen und Camcorder.
 
Auf diese Weise können manuelle Funktionen schnell aufgerufen und justiert werden. Im Übrigen lassen sich alle Bildparameter unabhängig voneinander verändern, was dem Kameramann freie Hand bei der Gestaltung lässt. Zusätzlich kann man auf die volle Bandbreite an Hilfsmitteln zurückgreifen. Besonders beachtenswert ist hierbei der Waveform-Monitor, der sonst nur im Profisegment anzutreffen ist. Darüber hinaus gibt es den Überbelichtung signalisierenden Zebramodus oder auch die Fokushilfe.
 
Das Fokussieren selbst funktioniert auch per Fingertipp auf dem Touchscreen, was den ambitionierten Filmer zum Spiel mit der Tiefenschärfeverlagerung verleitet. Jedoch sieht man bei genauerer Betrachtung, dass sich die Fokusebene erst auf den genauen Punkt einpendeln muss, was den Effekt weniger ansehnlich macht. Außerdem besteht in der Schärfe des Bildes eine allgemeine Schwäche der HF G10. Diese ist mitunter unterdurchschnittlich und zeigt dezente Moiré-Effekte, was bei einem Camcorder dieser Klasse enttäuscht.
 
Zur Verhinderung von Halbbildverzerrungen kann der p25-Modus gewählt werden. Dieser unterbindet Wisch Effekte zwar weniger stark als die 1 080p50-Variante der Testkonkurrenz, verleiht den aufgenommenen Clips einen Hauch von Kinofeeling. Verstärken kann man diesen Effekt, indem der Moduswählschalter auf „Cinema“ gestellt wird. Dadurch werden Farben und Gamma auf kinotypische Werte abgesenkt. Außerhalb des Cinema-Modus erwartet den Filmer die für Canon typische ausgewogene Farbigkeit.

Restliche Eckdaten

Auch die restlichen Eckdaten des Camcorders stehen auf soliden Füßen. Der 32 Gigabyte (GB) fassende interne Flash-Speicher ist groß genug für einige Aufnahmen. Darüber hinaus steht ein SDXC-Doppelschacht zur Verfügung. Und auch über die beiliegende Gegenlichtblende wird sich so mancher Hobbyfilmer freuen.

Wertung Gut (82%)

Die Canon Legria HF G10 hat durchaus das Zeug, ein Hit für ambitionierte Laien zu werden. Im Test büßte der Camcorder wegen fehlender Schärfe und wenig kompakter Maße wertvolle Punkte ein.

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