Die Burton-Galerie

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Die Burton-Galerie, Teil 4

Beginn einer Freundschaft

Die Studios akzeptierten den verqueren Exzentriker als Blockbuster-Regisseur, standen seinen eigenen Ideen jedoch eher skeptisch gegenüber.
 
So wechselte Burton zwischen den beiden „Batman“-Filmen kurzerhand von Warner zu Twentieth Century Fox, um sein bisher persönlichstes Kinoprojekt „Edward mit den Scherenhänden“ (1990) zu produzieren.
 
Als Teenager skizzierte Burton ein künstliches Wesen mit wirrem schwarzen Haar und Scheren statt Händen.
 
Die Bildsprache machte klar, dass es sich um jemanden handelt, der sich oft selbst verletzt und wegen seiner Andersartigkeit keinen Platz in der Gesellschaft findet.

Burtons moderne Version von Mary Shelleys „Frankenstein“ spielt in einer Kleinstadtsiedlung, die seinem Geburtsort in Burbanks nicht unähnlich ist. Inmitten all der schrecklich monotonen Häuser steht ein altertümliches Schloss, das ohne Frage einem verrückten Wissenschaftler gehört. Dieser wird von Vincent Price gespielt, dessen Auftritt als Edwards sterbender Schöpfer leider auch sein letzter war. Obwohl solche Hollywood-Größen wie Tom Cruise, Robert Downey Jr. und Jim Carrey für die Rolle des Edward infrage kamen, entschied sich Burton für das Teenager-Idol Johnny Depp, der durch die Serie „21 Jump Street“ große Popularität genoss.
 
Wie einst Wendy in „Peter Pan“ erzählt Winona Ryder als gealterte Frau ihrer Enkelin von dem ewig jungen Teenager mit den Scherenhänden. Geschickt verknüpft sie die Geschichte ihrer ersten Liebe mit dem bittersüßen Ursprung des alljährlichen Schneegestöbers in ihrer Siedlung. Als Edward Jahre zuvor in ihre Familie kommt, beschert ihm sein Talent als Friseur und Gärtner schnell Anerkennung. Das Misstrauen wächst jedoch zunehmend mit der Erkenntnis, dass der freakige Gothic- Punk andere Moralvorstellungen besitzt als die konservative Allgemeinheit. Nur die junge Kim (Ryder) nähert sich dem Geschöpf emotional, kommt ihm dabei aber so nahe, dass sie sich schneidet. Burtons erster Film, in dem er kreative Freiheit als Drehbuchautor, Produzent und Regisseur genoss, war zugleich der Auftakt seiner langjährigen Freundschaft zu Johnny Depp.

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