Die Burton-Galerie

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Die Burton-Galerie, Teil 7

Süßes oder Blutiges?

Alles andere als alltäglich ist der bonbonfarbene Ausflug in „Charlie und die Schokoladenfabrik“ (2005). Schokoladentycoon Willy Wonka (Johnny Depp) lässt fünf Kinder aus aller Herren Länder seine Fabrik erkunden und testet dabei ihr Gemüt.
 
Seit Industriespione sein Monopol auf außergewöhnliche Schokokreationen zugrunde richteten, gilt sein Vertrauen nur noch dem kleinwüchsigen Oompa-Loompa- Stamm, der sich mehr für Kakaobohnen interessiert als für Geld. Darsteller Deep Roy spielte jeden Oompa-Loompa einzeln und wiederholte seine Performances mehrere Hundert Mal, damit sie in der Postproduktion zusammengeführt werden konnten. Dementsprechend erhielt auch seine Bezahlung eine Aufstockung.
 
Schockrocker Marilyn Manson hätte sich angeblich ein Bein ausgerissen, um Willie Wonka spielen zu dürfen. Aber Burton griff lieber zum bewährten Johnny Depp, der den Fabrikanten als eine Art Popstar des Geschmacks interpretierte. Noch im selben Jahr verarbeitete Burton in dem Animationsfilm „Corpse Bride“ seine Angst vor einer ehelichen Bindung.
 
Bezeichnend: Die Rolle der toten Braut ging an seine Lebensgefährtin Helena Bonham Carter. Als Hauptmotiv hält – wie auch schon in „Beetle Juice“ – erneut das Nachleben her. Und wer hätte gedacht, dass das Totenreich so ein bunter und lustiger Ort ist? Bräutigam Victor (J. Depp) steht nun vor der wichtigen Entscheidung, welche Braut bzw. Welt er wählt, als ihm plötzlich sein verstorbener Hund über den Weg läuft – Burton selbst würde sich wohl sofort für den Kläffer entscheiden.

Die Geschichte vom Kehlen zerschlitzenden Barbier, der seine Kunden zu Fleischpastete verarbeiten lässt, gibt es seit der 1846 erschienenen Groschenromanreihe „Penny Dreadfull“. Dass sich Burton für „Sweeney Todd“ direkt an Stephen Sondheims Musical-Aufführung orientierte, erkennt man an der romantischen Handlung und natürlich am Gesang. Fast alle seiner Darsteller besaßen vor der Produktion keinerlei Erfahrung darin, weshalb hartes Gesangstraining unabdingbar war.
 
Insbesondere Alan Rickman („Harry Potter“) geriet hierbei wegen seiner knochentrockenen Stimme in Schwierigkeiten. Als Richter Turpin kam ihm die Rolle des Antagonisten zu, der den Barbier seiner Familie und Freiheit beraubt. 15 Jahre später wünscht sich Sweeney Todd nichts sehnlicher, als Turpin einmal auf seinen mechanisch aufgemotzten Barbierstuhl zu bekommen. Für die deutsche Filmfassung wurden übrigens nur die Sprechpassagen synchronisiert, das Lied- Passagen blieben im Originalton mit Untertiteln.

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