Die Burton-Galerie

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Die Burton-Galerie, Teil 2

Verkanntes Genie

Zusammen mit Produzent und Artdirector Rick Heinrichs entwickelte Burton Skizzen für Projekte, die nie verwirklicht wurden. „Romeo And Juliet“, „Trick Or Treat“ und „Little Dead Riding Hood“ sind nur einige Titel davon. In dieser Zeit entstand auch jenes Gedicht, das später die Grundlage zu seinem bekannten Stop- Motion-Musical „The Nightmare Before Christmas“ (1993) werden sollte. Eine große Ähnlichkeit hierzu weist sein animierter Schwarz-Weiß- Kurzfilm „Vincent“ (1982) auf, mit dem er sich gleich zwei Kindheitsträume erfüllte. Zum einen gewann er sein Jugendidol Vincent Price für die Rolle des Erzählers, zum anderen wandelte er auf den Spuren der Stop- Motion-Legende Ray Harryhausen.
 
Seinen ersten Film mit echten Schauspielern produzierte Burton für den Disney-Channel. „Hansel And Gretel“ (1982) war eine japanisierte Adaption des Grimm’schen Märchens, dessen Höhepunkt ein Karatekampf mit der Hexe ist. Nach einer einmaligen Sendung verschwand auch dieses Werk in der Versenkung. Auf ähnliche Weise missfiel der nächste Realfilm „Frankenweenie“ (1984) den Studiobossen, da er ein PG- (ab zehn Jahren) anstatt eines G-Ratings (für alle Altersstufen) erhielt. Dem Entertainer Paul Reubens gefiel allerdings die Geschichte des von den Toten auferstandenen Hundes dermaßen, dass er Burton umgehend für die cineastische Umsetzung seiner Pee-Wee- Hermann-Show anheuerte.
 
„Pee-Wee‘s Big Adventure“ (1985) spielte knapp 40 Millionen Dollar in die Kinokassen ein und kostete gerade einmal etwas mehr als ein Sechstel des Umsatzes. Burton war großer Fan der Band Oingo Boingo, sodass er unbedingt den Komponisten Danny Elfman für den Soundtrack gewinnen wollte. Er schaffte es und fand damit seinen persönlichen Hofkomponisten, der seitdem die Musik fast aller Burton- Filme schreibt.

Mit dem Realfilm fand er endlich das ideale Medium, das sein Spektrum an Fähigkeiten am meisten forderte. Für diese Arbeit konnte er eigene Konzeptskizzen sowie Storyboards einbringen, Geschichten kreieren und seinen außergewöhnlichen Visionen eine gehörige Portion Zynismus und Wortwitz verpassen. Als Regisseur mit Hang zu surrealen Märchenwelten und expressionistischen Ausdrucksformen füllte er die in Hollywood zuvor vernachlässigte Sparte des morbiden Fantasy- und Horrorkinos. Drei Jahre nach dem kommerziellen Erfolg von „Pee-Wees Big Adventure“ festigte „Lottergeist Beetle Juice“ (1988) Burtons Ruf als kreativer Regisseur, der mit einem geringen Budget die Kinokassen füllt. Symbolträchtig und zweifellos typisch für Burton ‚ war der Grund des Ablebens der beiden Protagonisten (Geena Davis und Alec Baldwin).
 
Die kurze Autofahrt über eine Brücke gerät zum Albtraum, als Barbara Maitland einem kleinen Hund ausweicht und die seitliche Absperrung durchbricht. Genüsslich springt das Hündchen von der letzten stützenden Planke und das Auto fällt in den Fluss. Hunde spielen auch im späteren Filmschaffen Burtons eine große Rolle, was vermutlich auf ein Kindheitstrauma mit einem lieb gewonnenen Kläffer zurückzuführen ist. Mit dem Tod des Pärchens beginnt allerdings erst die Handlung, die heute als der Prototyp von Burtons Filmplots betrachtet wird.

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