5. Staffel ohne Sky: Warum die ARD „Babylon Berlin“ nicht retten sollte

Eine Polemik von Richard W. Schaber

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Babylon Berlin © X Filme Creative Pool GmbH/ARD Degeto Film GmbH/Sky Deutschland/WDR/Beta Film GmbH 2020 © Foto Joachim Gern
© X Filme Creative Pool GmbH/ARD Degeto Film GmbH/Sky Deutschland/WDR/Beta Film GmbH 2020 © Foto Joachim Gern

Sky frisst seine Kinder und trennt sich aus wirtschaftlichen Gründen von seinen kostspieligen deutschen Originals. Auch dem Welterfolg „Babylon Berlin“ drohte somit ein jähes Aus ohne abschließende 5. Staffel. Die Hochglanzproduktion soll nun auch von der ebenfalls beteiligten ARD gerettet werden – doch es gibt zu viel, was dagegen spricht.

Mit „Babylon Berlin“ ist unter dem Team von Tom Tykwer eine deutsche Historienserie von Weltrang entstanden, die trotz ihres internationalen Erfolges vor allem natürlich für Deutschland wichtig ist. Schließlich gibt es nur wenige heimische Produktionen, die mit den opulenten Serien-Highlights von Netflix und Apple TV+ halbwegs in einer Liga spielen.

Nun führt Sky inmitten von hartnäckigen Verkaufsgerüchten gleich seine komplette Produktionsabteilung für deutschsprachige Sky Originals zur Schlachtbank – und Streaming-Fans sorgten sich wohl um kaum eine andere Serie als die vom Pay-TV-Anbieter co-produzierte historische Fiktion „Babylon Berlin“. Diese braucht nämlich noch eine 5. Staffel, um ihre Rahmenhandlung um die Protagonisten Gereon Rath und Charlotte Ritter würdig abzuschließen.

„Babylon Berlin“: 5. Staffel ohne Sky

Ohne Sky Deutschland als Geldgeber sah es jedoch für eine 5. Staffel von „Babylon Berlin“ zunächst für eine Schrecksekunde schlecht aus, denn die Produktion der detailverliebten Kostümserie ist teuer. Auch wenn der Pay-TV-Anbieter nicht der größte Finanzier im historisch einmaligen Verbund mit Hauptproduzent X Filme Creative Pool (Tom Tykwer) und der öffentlich-rechtlichen Sendergruppe ARD ist, war der vollständige Rückzug von Sky ein Problem für die Serie.

Die flehenden Augen der Fangemeinschaft richteten sich so schnell auf die ARD. Und die Anstalts-Produktionsfirma ARD Degeto verkündete auch gleich im Sauseschritt die Rettung der Serie*. Aus dem schier grenzenlos wirkenden Gebührensegen kann der öffentlich-rechtliche Dachverband scheinbar noch ein paar Millionen locker machen und dem Prestigeprojekt „Babylon Berlin“ zusammen mit Lizenzerträgen so zu einer 5. Staffel und somit einem würdigen Abschluss verhelfen. Doch dieser Schein trügt eigentlich – denn nicht nur Sky steht finanziell unter Druck. Auch die in Augen vieler aus dem Unermesslichen schöpfenden Öffis sollten eigentlich mehr Vorsicht walten lassen.

Bei Babylon Berlin geht es rund - in der 5. Staffel auch ohne Sky
Die Geschichts-Fiktion „Babylon Berlin“ bekommt von der ARD eine 5. Staffel spendiert. Bei den Öffentlich-rechtlichen hat man scheinbar kein Problem damit, sich auch angesichts angestrengter Spardebatten weiter in pomadiger Großkotzigkeit zu ergehen. (Bild: © ARD Degeto/X-Filme)

ARD sollte sich hüten

Erst recht nach der Affäre um das öffentlich-rechtliche Tollhaus RBB ist der Geduldsfaden bei Gebührenzahlern und auch in der Politik im Bezug auf die ARD denkbar kurz geworden. Gegen die dreiste Forderung nach einer weiteren Erhöhung des Rundfunksbeitrag gibt es bereits eine breite Front und der Reformdruck gegenüber den aufgedunsenen Rundfunkanstalten und ihren redundanten Strukturen wächst immer weiter.

Auch wenn die wegweisende Veränderung bei den Öffentlich-Rechtlichen neben vernünftigeren Intendantengehältern und allgemein schlankeren und zeitgemäßeren Strukturen primär erstmal im administrativen Bereich stattfinden müssen, ist auch die Produktion von Inhalten und deren Kosten in der Summe ein wichtiger Faktor.

Auf die Zukunft – Kill your Darlings!

Die hochdiverse und rasant gewachsene neue Medienlandschaft hat jedwede Daseinsberechtigung für zwangsfinanzierte Kostümserien bereits seit Jahren erodiert. Gerade deshalb erfordert das Neudenken der öffentlich-rechtlichen Medienhäuser eigentlich das diskriminierungsfreie Einstellen von dekadenten Unterhaltungsformaten. Sei es ein millionenschwerer Rohrkrepierer wie die Bestseller-Verfilmung „Der Schwarm“ oder eben ein internationaler Achtungserfolg wie „Babylon Berlin“ – wenn auch letzteres aus Kostengründen keine 5. Staffel mehr bekäme, wäre dies ein wichtiges Fanal der Veränderung und richtungsweisend für neue und zeitgemäße Öffentlich-Rechtliche.

* = Laut DWDL haben die ARD, X Film Creative Pool und Beta Film die Produktion der 5. Staffel bereits in Auftrag gegeben

Bildquelle:

  • babylonberlinstaffel3: ARD Degeto/X-Filme
  • Babylon-Berlin_Staffel3: © X Filme Creative Pool GmbH/ARD Degeto Film GmbH/Sky Deutschland/WDR/Beta Film GmbH 2020 © Foto Joachim Gern

18 Kommentare im Forum

  1. Als nächstes kommt dann ein Beitrag warum es in Deutschland so wenig gute Eigenproduktionen gibt.
  2. Dazu noch der obligatorische Hinweis auf die BBC, die ja angeblich alles viel besser macht für deutlich weniger Geld. Ist der Autor Schaber des Beitrags nicht auch jener Verfasser der Star Trek-Beiträge, bei denen hemmungslos gespoilert wurde?
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