2011 – Das Jahr der Comic-Verfilmungen

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2011 – Das Jahr der Comic-Verfilmungen, Teil 10

Fotoreporter mit Hund

Genauer gesagt überarbeitete Wright noch während der Dreharbeiten zu „Scott Pilgrim“ die erste Version des Screenplays von Steven Moffat, der ersten Autorenwahl Spielbergs. Moffat, bekannt durch seine Arbeiten fürs britische Fernsehen, musste sich nach dem großen Autorenstreik 2008 um die Kultserie „Doctor Who“ kümmern, zu deren ausführendem Produzenten er geworden ist. Daraufhin wurden Wright und Joe Cornish zur textuellen „Glättung“ bestellt. In nur acht Wochen beendete Wright seine Arbeit an „Tim und Struppi: Das Geheimnis der ‚Einhorn'“ ohne jemals am Set gewesen zu sein – die Regiearbeit an seinem eigenen Film ließ dies leider nicht zu.
 
Als Vorlage dienten Moffat, Cornish und ihm das Comic-Alben „Die Krabbe mit den goldenen Scheren“, in dem Tim (Jamie Bell) Kapitän Haddock (Andy Serkis) kennenlernt, „Der geheimnisvolle Stern“, ein kurzes Intermezzo auf einem fremdartigen Meteor, und natürlich der Zweiteiler „Das Geheimnis der ‚Einhorn'“ und „Der Schatz Rackhams des Roten“. Diese Fortsetzungsgeschichte wurde mit Bedacht gewählt, denn sie zeigt, wie Haddock zu seinem Schloß Mühlenhof kommt und wie sie auf Professor Bienlein, den Pendel schwingenden, schwerhörigen Erfinder stoßen.
 
Kenner von Herges Werken wissen, dass es sich bei der „Einhorn“ um ein versunkenes Schiff und nicht um ein gehörntes Pferd handelt. Dieses gehörte Haddocks französischem Vorfahren, der während einer Überfahrt von dem berüchtigten Piraten Rackham (Daniel Craig) angegriffen wurde. Nun gilt es, das Schicksal des wagemutigen wie auch vulgären Vorfahren zu erkunden, als Belohnung winkt ein riesiger Schatz. Bisher wurde allerdings noch kein Darsteller für Bienlein bekanntgegeben, was die Vermutung nahe legt, dass er in dem Film möglicherweise gar nicht vorkommt. Sollte das der Fall sein, hat er ja noch in den zwei angekündigten Fortsetzungen eine gute Chance für einen Auftritt.

Nicht sein letzter Kreuzzug

Von der Idee, eine Realverfilmung ähnlich der beiden französisch-belgischen Produktionen aus den 1960er Jahren zu drehen, ließ Spielberg nach einem Gespräch mit seinem Kollegen Peter Jackson ab. Eigentlich wollte der Liebhaber von traditionellen Aufnahmen ja nur den kleinen Struppi als digitale CGI-Figur von Jacksons Weta-Digital erstellen lassen. Aber es kam, wie es kommen musste und der Herr des Performance-Capturings überzeugte Spielberg davon, den ganzen Film ähnlich „Avatar“ digital und in 3-D zu erstellen – vielleicht gar keine so schlechte Entscheidung. Sicherlich darf bei diesem Vorhaben auch auf keinen Fall Andy Serkis (Gollum aus „Der Herr der Ringe“) fehlen.
 
Jacksons Hofperformer leidet bei seinen Auftritten als Realschauspieler zwar schrecklich unter dem Overacting-Syndrom, hinter der Maske eines CG-Pendants wirkt aber genau das so herausragend. Er mimt den treuen Kapitän Haddock, Tims Partner auf fast allen Abenteuerreisen. Das dürfte ihm auch alles andere als schwerfallen, denn bereits in „King Kong“ (2005) spielte er den Seebären und Schiffskoch Lumpy. Die Rolle des immer schimpfenden Trunkenbolds scheint ihm also wie auf den Leib geschneidert, ebenso wie die des Affen, die er nach „King Kong“ auch in der Neuverfilmung des „Planet der Affen“-Stoffs „Rise Of The Apes“ (2011) annimmt, diesmal allerdings als intelligenter Primat, Cäsar.
 

Dass sich gerade Steven Spielberg des Stoffs von Herges abenteuerlichen Comics annimmt, ist kein Zufall. Die strukturelle Ähnlichkeit zu „Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes“ (1981) führte dazu, dass er wegen vergleichender Kritiken mit „Tim und Struppi“ in Kontakt kam. Zeitgleich ließ sich Herge von „Indiana Jones“ inspirieren und sah Spielberg sogar als potenziellen Regisseur, sollte sein Werk irgendwann einmal verfilmt werden. Fast 30 Jahre später ist es nun soweit und der Meister des Blockbusters rollt quasi als zweites großes Abenteuerprojekt eine Kinoserie mit dem sympathischen Reporter und seinem kleinen Hund auf. „Tim und Struppi: Das Geheimnis der ‚Einhorn'“ kommt am 27. Oktober 2011 in die deutschen Kinos und wird dank nativem 3-D hoffentlich auch ein räumliches Erlebnis der Superlative bieten. In jedem Fall wird das kommende Jahr ein absolutes Comic-Feuerwerk, das Ihnen Vigilanten, Superhelden, Außerirdische, Comic-Verrückte und Abenteurer präsentiert, und das (fast) ohne Sprechblasen und gezeichnete Panels.

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