2011 – Das Jahr der Comic-Verfilmungen

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2011 – Das Jahr der Comic-Verfilmungen, Teil 8

Besetzungsreigen

Wie bereits angedeutet, war der Anfang der Filmproduktion mehr als chaotisch. Nachdem Kevin Smith („Clerks“) das Projekt niederlegte, bekundeten Seth Rogen und sein Stammschreiber Even Goldberg (beide „Superbad“) Interesse an dem „Green Hornet“-Film und sprangen als Drehbuchschreiber sowie ausführende Produzenten ein. Ehrensache, dass Seth Rogen natürlich auch gleich den Helden vor der Kamera spielen musste. Als Regisseur war zunächst Stephen Chow („Kung Fu Hustle“) vorgesehen, der auch die Rolle des Kato übernehmen sollte. Kreative Meinungsverschiedenheiten führten jedoch zu seinem Absprung und es kehrte erst einmal Stille in das Projekt ein. Die Verlautbarung seines Regienachfolgers sorgte in Fankreisen für einige Überraschung, die sich jedoch prompt in eine faszinierte Erwartungshaltung wandelte. Wie mag wohl ein actionreicher Comic-Film aussehen, der von einem fantasiereichen Filmkünstler wie Michel Gondry beeinflusst wird? Bisher war der Franzose auf Musikvideos und Tragikomödien spezialisiert und verzauberte das Publikum mit seiner träumerischen Verarbeitung vergangener Liebesbeziehungen.
 
„Vergiss mein nicht“ und „Science Of Sleep“ gehören heute zu den absoluten Klassikern moderner Psychomärchen, die Traumlandschaften in noch nie dagewesener Weise zeigen. In diesem Sinne dürfte der visuelle Ideenreichtum für „Green Hornet“ gesichert sein. Doch wie sieht es mit der Action aus? Der auf der Comic Con vorgestellte Trailer lässt hoffen und vermittelt einen leichten Retro-Eindruck mit komödiantischer Note. Auffällig hierbei: Im Kontrast zum heutigen Einzelgängertum des Heldenkinos bewegen sich Hornet und Kato wie in den 1960er Jahren üblich in einem Helden-Sidekick-Geflecht. Dieser Film versucht also, die Vorzüge des dynamischen Heldenduos wieder in Mode zu bringen. Und halt, war das nicht eben Christoph Waltz („Inglourious Basterds“), der im Trailer so energisch Hornets und Katos abgetrennte Köpfe verlangte? Er war’s!
 
Anstelle von Nicolas Cage, der sich ebenfalls von dem Projekt verabschiedete, mimt Waltz nun den Antagonisten, einen mordsgefährlichen Untergrundboss namens Chudnofsky, der sich zur Not auch mal selber die Hände schmutzig macht. Wie es scheint festigt er damit seinen Hollywood-Ruf als anarchistischer Filmbösewicht, und das obwohl der hochtalentierte Österreicher ein wesentlich breiteres Spektrum auf dem Kerbholz hat. Für diese Bad-Ass-Hypothese spricht, dass er in seiner nächsten großen Rolle als Kardinal Richelieu in dem für 2011 angekündigten Musketier-Film auftritt. Gerüchteweise soll er zudem die Eidechse in dem neuen „Spider-Man 3-D“ spielen, auch nicht gerade die sympathischste Rolle.

Superordinärer Alltagsheld

Jenseits der klassischen Superhelden und jener, die es gerne sein wollen, gibt es auch solche Comic-Verfilmungen, in denen die unkostümierten Figuren alltägliche Comic-Fans sind und diese Leidenschaft kurioserweise für jeden gut sichtbar in einer Fantasiewelt ausleben. Einer davon heißt „Scott Pilgrim Vs. The World“, ist seit Wochen (Kinostart: 21.10. 2010) ganz oben in den Kinocharts und wurde zufällig von demselben Typen gemacht, der uns auch schon mit „Shaun Of The Dead“ und „Hot Fuzz“ zwei absolut stylische, wenn nicht gar perfekte Filme bescherte.

Ähnlich wie bei „Kick-Ass“ entstand auch dieser Film parallel zur sechsteiligen, in sich abgeschlossenen Comic-Handlung und weist daher geringe Unterschiede zur Vorlage auf. Doch eigentlich ist das vollkommen irrelevant, denn vor dem Leinwanddebüt hatte eh noch niemand etwas von Scott Pilgrim und seinem Kampf um die Liebe gehört. Eigentlich schade, denn Bryan Lee O’Malleys genialer Manga-Verschnitt strotzt nur so vor kreativen Einfällen, verrückten Beziehungskonflikten und Individualität. Hier nehmen die Figuren sogar die in Comics etablierten Lautmalereien bewusst wahr und empfinden sie als außergewöhnlich.

Edgar Wrights neuster Meilenstein ist das schillernde Beispiel für einen Film, der sowohl Videospieler als auch Comic-Fans absolut glücklich macht. Wo sonst bekommt man so viele schräge Figuren und abgefahrene Kämpfe zu sehen? Und dabei beginnt alles so normal.

Scott („Superbad“-Star Michael Cera) ist ein ganz alltäglicher Typ, der in einer Band spielt und sich für ein bestimmtes Mädchen interessiert. Eine Beziehung mit Ramona Flowers (Mary Elizabeth Winstead) ist allerdings alles andere als unkompliziert. Um die Liebeleien des schönen Kuriermädchens genießen zu können, muss sich Scott zunächst ihrer sieben Exfreunde annehmen, indem er sie besiegt. Die haben nämlich grundsätzlich etwas dagegen, dass ihr alter Schwarm mit jemand Neuem anbandelt. Klar, das hier Scotts Comic- und Videospiel-geprägte Fantasie überschäumt und aus der Konkurrenz gemeingefährliche Schurken mit Superkräften macht, begleitet von sympathischen Acht-Bit-Sounds, gut sichtbaren Lautmalereien und pixeligen „1 Up“-Icons. So kämpft er sich von Level zu Level hoch zum Ziel seiner Träume und muss nur aufpassen, dass er sich nicht selber bei der finsteren Gruppe von Ramonas Verflossenen wiederfindet. Das wird ihm extrem bewusst, nachdem er von ihrer „wilden Zeit“ mit den Zwillingsbrüdern Kyle (Keita Saitou) und Ken (Shota Saito) sowie von ihrer lesbischen Beziehung zu Roxy Richter (Mae Whitman) erfährt.

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