Clint Eastwood

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Clint Eastwood, Teil 3

Weltkriegsfilme

Nimmt man Eastwoods frühere Weltkriegsfilme „Agenten sterben einsam“ (1968) und „Stoßtrupp Gold“ (1970) zusammen, erscheinen die Filme als eine Art politisches Statement zum damals aktuellen Vietnamkrieg. „Agenten sterben einsam“ ist hierbei der ernstere Titel von beiden. Der von Alistair MacLean geschriebene Agententhriller hält gleichermaßen Abenteuer- und Spannungsmomente bereit. „Traue niemandem“ lautet die Devise, als alliierte Agenten in die deutsche Festung Adler eindringen und einen hochrangigen General retten wollen. Doch der Plan gerät aus den Fugen, nachdem das Team von innen heraus sabotiert wurde, mit tödlichen Folgen. Eastwoods Filmkarriere tat die Arbeit mit Altstar Richard Burton durchaus gut, sodass er sich zugleich ein wenig von seinem Cowboy-Image lösen konnte, auch wenn er immer noch einen lässigen Typen mit Waffe spielte.
 
In „Stoßtrupp Gold“ mimte er an der Seite von Telly Savalas einen Gauner, der das Kriegschaos für sich nutzt, um ein deutsches Goldlager zu plündern. Die Star-gespickte Komödie entfaltet ihren Kultcharakter durch ihre satirischen Momente und gehörte im Jahr der Veröffentlichung zu den größten Kino-Magneten. Donald Sutherland, der hier den Beatnik-haften Panzerführer Oddball gibt, spielte im selben Jahr übrigens auch den Hawkeye Pierce in der wesentlich bekannteren Kriegs-Satire „M.A.S.H“. Zufall? Mitnichten: Auch hier sind die sympathischen Hauptfiguren unentwegt damit beschäftigt, ihre eigenen Taschen zu füllen, während sich alle anderen die Köpfe einschlagen.

„Wir drei … Smith, Wesson und ich.“

1971 sollte für Eastwood das Jahr werden, in dem er seinen endgültigen Durchbruch feiern würde. Zunächst veröffentlichte er seine erste Regiearbeit, den Psycho-Thriller „Sadistico“.  Ähnlich wie in Stephen Kings „Misery“ (1987) konstruiert der Film eine Situation, in der sich ein Mann von einem weiblichen Fan bzw. Stalker bedroht sieht. Schon in dieser frühen Phase seines Filmschaffens bewies damit Eastwood sein Talent für zuverlässige Regiearbeit, die ihn auch heute noch so beliebt bei den Hollywood-Studios macht. Durch sein diszipliniertes Vorgehen drehte er in nur 21 Tagen ab und blieb sogar weit unter dem Budget, da er u. a. zugleich als Hauptdarsteller und Regisseur agierte. Da sich die Geldgeber von Universal ihren momentan gefeierten Star warm halten wollten, gewährten sie ihm diese kleine „Abwechslung“, selbst in der Aussicht damit keinen kommerziellen Erfolg zu verbuchen.
 

Was dann geschah, war ausschlaggebend für Eastwoods weitere Karriere. Sein guter Freund, Regisseur Don Siegel, mit dem er schon zuvor den Cop-Thriller „Coogans großer Bluff“ (1968) drehte, machte aus ihm Dirty Harry – einen desillusionierten Hardliner, der dem korrupten Rechts-System mit seiner kolossalen 44er Magnum gegenübertritt. Verbittert jagt Harry Callahan den „Abschaum“ der Stadt, der sich zumindest in Siegels Vision hinter der Rechtssprechung zu verkriechen sucht. Statt dem Papierkram zu trauen, nimmt Harry das Gesetz in die eigene Hand – eine mehr als fragwürdige Botschaft, die das durch Nixons Watergate-Skandal verursachte Vertrauensloch in der Bevölkerung stopfen sollte.
 
Das Konzept ging auf und die Zuschauer feierten frenetisch die neue Verkörperung der Gerechtigkeit, einen Wild-West-Star, der samt seiner Knarre in die Gegenwart versetzt wurde. Angelehnt an den unberechenbaren Zodiac-Killer, tötet Callahans Widersacher „Scorpio“ wahllos Kinder und Frauen, um von der Stadt Lösegeld zu erpressen. Scorpio steigert dabei seine Bösartigkeit dermaßen, dass er früher oder später schon fast gezwungenermaßen Opfer von Callahans Magnum werden muss. Von Menschlichkeit oder moralischen Bedenken gibt es hier keine Spur, eine andere Lösungsmöglichkeit als Waffengewalt bleibt von Anfang an ausgeschlossen. Dementsprechend hagelte es auch Kritik seitens der Filmbewerter. Um den Vorwürfen entgegenzuwirken, bestand Eastwood für den zweiten Teil („Callahan“, 1973) auf eine Handlung, die Dirty Harry gegen die Lynchjustiz abtrünniger Polizisten vorgehen lässt. Auch die drei Fortsetzungen in den Jahren 1976, 1983 und 1988 führen den unorthodox operierenden Inspektor gegen alles zu Felde, was in die Kategorie „skrupelloser Terrorist“ fällt.

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