„Foundation“: Ist Staffel 2 endlich bessere SciFi?

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Lee Pace als Imperator Cleon in der 2. Staffel von
Niemand spricht so schön durch die Nase wie Lee Pace: Der Ex-Elfenzprinz aus "The Hobbit" gibt auch in "Foundation" einen herrlich-abgehobenen Fürsten. (Bild: Apple)

Mit der 2. Staffel von „Foundation“ geht die handwerklich überragende Serienverfilmung der Romanreihe von SciFi-Genie Isaac Asimov in die nächste Runde. Dabei ist die große Frage: Kriegt die unorthodoxe Umsetzung der Story erzählerisch nun die Kurve?

Der Schriftsteller und Visionär Isaac Asimov schuf mit seiner „Foundation“-Reihe 1951 einen Literaturzyklus, der die Entwicklung des SciFi-Genres auf der Leinwand nachhaltig beeinflussen sollte. Bis die epische Erzählung ihre eigene Adaption auf dem Bildschirm bekam, würde es nach Veröffentlichung des ersten Buches allerdings noch rund 70 Jahre dauern. Für das Kino aufgrund ihrer ausufernden Erzählweise kaum geeignet, fand Apple in Asimovs Reihe einen perfekten Stoff für das Streaming-Zeitalter und bereitete die Geschichte für den hauseigenen Streamingdienst visuell großartig auf.

Heute läuft bereits Staffel 2 von „Foundation“ bei Apple TV+ an und Fans der Literaturvorlage fragen sich nach einer in vielerlei Hinsicht zwiespältigen Auftaktstaffel: Hat sich das Autorenteam der SciFi-Produktion nun endlich auf die große asimov’sche Geschichte vom Fall und erneuten Aufstieg einer interstellaren Zivilisation besonnen, oder zieht der Hang zur figurenbezogenen Seifenoper die Produktion trotz ihrer beeindruckenden Schauwerte endgültig ins Mittelmaß?

Poster zur 2. Staffel von "Foundation" mit Lee Pace, Jared Harress, Lou Llobell und mehr Darstellern
Viele Gesichter, wenig Story: Aufgrund ihrer Tendenz zur Seifenoper kam die 1. Staffel von „Foundation“ erzählerisch nicht aus dem Quark. Können die neuen Folgen bei Apple TV+ nun endlich dem Werk von Isaac Asimov gerecht werden?

Bereits zum Serienauftakt vor zwei Jahren präsentierte sich „Foundation“ als sehr freie Adaption der Asimov-Geschichte, mit vielen nötigen Anpassungen des Stoffs an ein filmisches Format – aber auch zahlreichen unnötigen Veränderungen im Hinblick auf die Grundidee der Geschichte. Clevere neue Ideen wie die Einführung des stets dreifach existierenden Klon-Imperators trafen auf eine schwer nachvollziehbare Verlagerung des Erzählungsschwerpunktes von der mathematischen Berechenbarkeit von Zivilisationen hin zu Individuen mit übersinnlichen Fähigkeiten.

Staffel 2 von „Foundation“: Keine Kurskorrektur in Sicht

Und auch in der ersten Folge der 2. Staffel von „Foundation“ geht es leider entsprechend weiter: Es geht mehr um den Imperator als um das Imperium, mehr um Hari Seldon als um seinen Plan – und letzterer ist eigentlich Dreh- und Angelpunkt von Asimovs Erzählung, nicht die Person des genialen Mathematikers. Auch wenn Jared Harris und Lee Pace tolle Darsteller sind, geht es im SciFi-Meisterwerk von Sir Isaac eben nicht um persönliche Beziehungen und Befindlichkeiten, sondern um deutlich größere Dynamiken jenseits des Individuellen.

Stell dir vor, deine Mutter ist jünger als du – und keinen interessiert’s: Die an den Haaren herbeigezogene Storyline zwischen den völlig verfremdeten Romanfiguren Salvor Harden und Gaal Dornik überzieht das „Foundation“-Publikum zu Beginn von Staffel 2 mit postmoderner Gefühlsduselei à la „Star Trek: Discovery“.

Nur Eckpunkte der Rahmenhandlung sind bei all dem Figuren-Drama noch erkennbar: Dass sich eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen dem im Verfall befindlichen Imperium und der „Foundation“ in Staffel 2 anbahnt, wurde bereits aus dem Trailer zur neuen Staffel bekannt. An diesem Punkt fühlen sich Anhänger der Buchreihe zu Recht an die Handlung des zweiten Romans „Foundation and Empire“ erinnert und es wird wohl auch den imperialen Kriegsstrategen Bel Riose aus der Literaturvorlage zu sehen geben.

Dass sich „Foundation“ bei Apple TV+ aber auch in seiner zweiten Staffel immer noch mit den Figuren des Imperators und Seldons abarbeiten und es auch darüber hinaus lieber weiter an allen Fronten eifrig menscheln lässt, statt der politischen und ideengeschichtlichen Kernerzählung mehr Raum zuzugestehen, ist für Fans von Science Fiction eher ein Grund zum Abschalten. Neben der wirklich einnehmenden Kaiser-Darstellung von Lee Pace bleiben so die wunderschönen visuellen Designs der Serie deren letztes Faustpfand.

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